Zur Entstehung des Höhenbildes  

Sowohl bei seiner eigenen wissenschaftlichen Tätigkeit wie bei der Vermittlung von Erkenntnissen anderer Naturforscher war für Goethe die Anschaulichkeit zentral. Dies beweist auch Goethes Panoramabild „Höhen der alten und neuen Welt“, das zugleich ein Zeichen seiner Verbundenheit mit Alexander von Humboldt darstellt. 

Im Jahre 1794 lernte Goethe den jungen Alexander von Humboldt kennen. Der damals 25jährige Bergbauingenieur informierte ihn über die neuesten Erkenntnisse in vielen Forschungsgebieten, insbesondere über magnetische und elektrische Erscheinungen. Goethe verfolgte Humboldts Forschungsreise durch Südamerika (1799-1804) mit großem Interesse. Nach der Rückkehr veröffentlichte Humboldt den ersten Band seiner Reisebeschreibung Ideen zu einer Geographie der Pflanzen, nebst einem Naturgemälde der Tropenländer (1807) mit einer Widmung an Goethe. Goethe war beeindruckt von den Angaben Humboldts über die Höhe der Vegetationsgrenzen und der Schneelinie – der unteren Grenze des Dauereises – in den Anden. Da die illustrierende Tafel zu dem Buch nicht mitgeliefert worden war, setzte er sich hin und entwarf "halb im Scherz, halb im Ernst" ein eigenes Panorama nach den Messwerten Humboldts. 

 

Humboldts Querschnitt durch Südamerika mit pflanzengeographischen Angaben. Die verspätete Auslieferung der grossformatigen Tafel  regte Goethe zu eigener Visualisierung an.


Als Zeichen seiner Wertschätzung zeichnete Goethe in sein Panorama drei Erforscher von großen Höhen ein: Horace-Bénédict de Saussure steht auf dem Mont Blanc, dessen Gipfel er 1787 als Zweitbesteiger erreicht hatte. Er winkt Humboldt zu, der am Chimborazo bis zu einer Höhe von 5760 Metern gelangt war. Zwischen beiden schwebt der französische Atmosphärenphysiker Joseph Louis Gay Lussac in seinem Forschungsballon, mit dem er am 16. September 1804 bis zur Höhe von 7000 Metern über Meer aufgestiegen war.

Goethes Bild ist so zu einer persönlichen und humorvollen Hommage an die kühnen Erforscher der höchsten Erdregionen geworden. Er hat aber auch pflanzengeographische Angaben einbezogen wie das höchste Vorkommen der Palmen und anderer Gewächse. 

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